Motorrad Roadtrip Teil 1 – Griechenland und Bulgarien

Im August 2023 starteten mein Mann Franzi und ich eine Tour durch den Balkan. Vier Wochen Zeit, zwei Motorräder, ein viel zu großes Zelt, diverse Campingutensilien und eine Menge gute Laune hatten wir im Gepäck. Von unseren Erlebnissen, will ich dir hier berichten. 

Kurzüberblick

  • Ich fuhr meine F850 GS, mein Mann war mit seiner 1250 GS Adventure unterwegs.
  • Wir durchquerten 9 Länder in 4 Wochen:
    Österreich, Italien, Griechenland, Bulgarien, Rumänien, Serbien, Bosnien und Herzegowina, Kroatien und Slowenien. 
  • Unser Highlight war Bulgarien, gleich verrate ich dir, warum.
  • Wir sind mehr als 6000 km gefahren, teils auf asphaltierten Straßen, teils auf Schotter- oder Sandstraßen.

Die Reise beginnt

Von München aus überquerten wir recht zügig die Alpen. Einziger Stopp war der Lago di Caldonazzo, doch unser eigentliches Ziel war Venedig und der dortige Fährhafen. Wir verbrachten einen romantischen Tag in den kleinen Gassen und Kanälen der Stadt und bestiegen tags darauf die Fähre, die uns nach Igoumenitsa, Griechenland brachte. Die Fährfahrten war eine der lustigsten, die wir je erleben durften. Wir genossen total liebe Gesellschaft. Zum einen tummelten sich Familien an Deck, gut gelaunt freuten sie sich auf ihren Strandurlaub. Zum anderen trafen wir trinkfreudige LKW-Fahrer, die aus dem Nähkästchen plauderten. Eine lustige Fahrt und gar nicht so langweilig, wie vorab befürchtet.

Am Campingplatz, Lago de Caldonazzo.

Romantischer Tag in Venedig.

Lustige Fährfahrt: Venedig – Igoumenitsa.

In Griechenland angekommen, fühlten wir uns, als knallten wir gegen eine brutal heiße Wand. Wie befürchtet, kletterte das Thermometer bis 39 Grad, für dieses Land am Mittelmeer und im August ja keine Seltenheit. Ich wandelte herum wie erschlagen, jede Anstrengung lieber vermeidend, konnte es kaum aushalten. Die Motorrad-Schutzkleidung wurde zur Qual, schon beim Anziehen am Morgen lief mir der Schweiß in Strömen herunter. Ich konnte gar nicht so viel Flüssigkeit aufnehmen, wie ich es beim Fahren verlor. Die kleinste Kleinigkeit wurde zur Riesenanstrengung, aber mit vielen kleinen Stopps fuhren wir eisern weiter, gen Osten, bis nach Thessaloniki und noch weiter zu einem ruhigen Plätzchen am Meer. Hier harrten wir erst einmal auf einem Campingplatz aus, streckten unsere Nasen jeder kleinen Brise entgegen, warteten auf kühleres Wetter, das nicht kam.

Heiße Fahrt nach Thessaloniki.

Unser Schlaflager im Freien.

Flucht nach Bulgarien

Die Hitze in Griechenland lähmte uns so sehr. Mein Mann und ich zweifelten sogar an unser Entscheidung, hergekommen zu sein. Nachts konnten wir nicht schlafen, so heiß war es. Unser einwandiges Zelt, das kaum zu lüften war, machte es noch schlimmer. Mit nur einer Tür und ohne Mückengitter, konnten wir uns entweder entscheiden vor Hitze umzukommen, oder uns von den Mosquitos auffressen zu lassen. Franzi kam zum Glück eine rettende Idee. Wir bauten unser mitgebrachtes Mosquitonetz im Freien auf und legten unsere Matten darunter. So schliefen wir zwar hellbeleuchtet unter der Straßenlampe am Platz, aber zumindest mit etwas Abkühlung draußen vor dem Zelt.

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Ich kann mich noch gut an den Tag erinnernt, wo wir uns aufrafften, das Zelt schweißgebadet zusammenlegten, alles auf den Motorrädern verstauten und Richtung Norden flüchteten. Auch dort prognostizierte uns der Wetterfrosch keine Abkühlung, doch wir fuhren aufs Geradewohl einfach los. Ohne Kraft ein genaues Ziel auszuwählen, einfach weiter und weiter und weiter. 

Bei einem Stopp mit viel Wasser, Tsatsiki und Pitabrot gab uns der Restaurantbesitzer ein paar coole Bulgarien-Tipps. Wir tippten Melnik in unsere Navis ein, froh darüber, endlich zu wissen, wo es uns hinverschlagen würde. 

Weiterfahrt nach Bulgarien.

Ruhiger Campingplatz mitten im Wald.

Neues Lieblingsland: Bulgarien!

In Bulgarien änderte sich alles. Auf dem kleinen Campingplatz, drei Kilometer außerhalb von Melnik, war es angenehm kühl. Ein Bach floss direkt an unserem Zeltplatz vorbei, nachts rauschte es angenehm. Wir lernten zum ersten Mal die naturbelassenen Campingplätze des Balkan kennen. Sie sind ganz einfach, günstig, alles Notwendige ist da, aber eine Luxusausführung darf man nicht erwarten. Für uns war es perfekt.

Juri, der Inhaber von Rekata Camping, zeigte uns alles mit Händen und Füßen, denn eine Fremdsprache beherrschte er nicht. Wir lernten die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Bulgaren kennen, die uns auf der gesamten Reise begleitete. Juris Hund Beethoven und eine kleine Katze spielten ständig mit uns, wir fühlten uns wie zu Hause.

Offroad-Abenteuer.

Weinstadt: Melnik.

Weil alles so schön war, beschlossen wir länger zu bleiben. 

Abends liefen wir zu Fuß in die kleine Ortschaft Melnik und lernten den sehr besonderen bulgarischen Wein kennen.  Er schmeckt außergewöhnlich und ganz anders, als ich es von Weinen bisher kannte. Ob ein Roter, Weißer oder ein Rose, alle hatten diese Schwere. Der Geschmack ist schwierig zu beschreiben. Sie schmeckten stark, würzig, beinahe pfeffrig.  Nach einer kleinen Eingewöhnung fanden wir ihn aber recht lecker.

Juri empfahl uns ein vorzügliches Restaurant. Den Namen kann ich nicht aussprechen, aber den Link findest du HIER. Bisher habe ich keine so konkreten Empfehlungen auf meinem Blog ausgesprochen, doch dieses Lokal kann ich wirklich jedem ans Herz legen. Das alte Haus ist im rustikalen Stil eingerichtet, man sitzt drinnen, oder auf dem Balkon und genießt neben hervorragendem Essen einen tollen Blick in die Gasse unter einem. Deftige bulgarische Speisen, mit Fleisch, Eintöpfe, leckere Salate mit viel weißem Käse, begeisterten uns total. So sehr, dass wir tags darauf direkt nochmal im gleichen Restaurant einkehrten.

Auch unser Enduro-Herz ließ die Gegend höher schlagen. Wir leerten unsere Koffer, sparten Gewicht und düsten einfach mal drauf los, durch die Umgebung von Melnik. Hier gibt es durchaus Sehenswürdigkeiten, wie z.B. heiße Quellen und ein Ort bei Rupite, wo Baba Vanga, eine verstorbene Hellseherin verehrt wird. Es gibt Klöster und abgeschiedene Wege, vor allem diese Schotterpisten interessierten uns am meisten. Es hat einen riesigen Spaß gemacht durch die Bergwälder im Hinterland von Melnik zu fahren. Kaum Verkehr, das pure Abenteuer, ausgewaschene Straßen, die es mir manchmal nicht leicht gemacht haben. Ich bin einige Male an meine Grenzen gestoßen (einmal auch umgefallen), aber zum Glück wieder heil ins Tal zurückgekehrt. Für Motorradfahrer, die auch mal Abseits fahren möchten, ihr Offroad-Glück suchen, denen kann ich Bulgarien wärmstens empfehlen.

Der Süden von Bulgarien ist insgesamt hügelig, von verdorrten Wiesen und Feldern überzogen, doch es wirkte so friedlich, wie ein sanftes Gemälde. Der Wind blies über die Grashalme hinweg und wehte mir den Duft von Spätsommer in die Nase. Ich habe es so genossen, hier Motorrad zu fahren.

Nach Norden

Der Abschied von Juri, seinem schnuckeligen Campingplatz, Beethoven und dem jungen Kätzchen viel uns schwer. Würden wir noch einmal so ein Highlight erleben? Wir rissen uns von der Idylle los, bepackten unsere Motorräder und machten uns auf den Weg. Denn der würden noch weit sein. Unsere Reise gen Heimat hatte gerade erst begonnen und viel Strecke hatten wir bis dato noch nicht geschafft. Schon allein der Hitze wegen. Wir mussten also weiter, wollten noch mehr von Land und Leuten kennenlernen. 

Unser Plan, die Schwarzmeerküste mitzunehmen, verwarfen wir leider schnell. Es war einfach zu weit. Beim Überschlagen der Kilometer wurde uns schwindelig, also ließen wir diese Route schweren Herzens aus. 

Weiter nach Norden. Ein unscheinbares Städtchen namens Bansko erinnerte uns an einen Skiort in den Alpen. Das Landschaftsbild änderte sich mit einem Schlag kontrastartig zum äußersten Süden von Bulgarien. Anstelle von vertrockneten Wiesen, zog sich hier saftiges Grün die Berghänge hinauf, abgelöst von Tannenwäldern. Sogar Gleitschirmflieger zogen ihre Kreise am Himmel und kurz bereuten Franzi und ich, unsere Ausrüstung nicht mit zu haben. 

Tags darauf, die nächste Etappe, wieder Richtung Norden, ohne zu wissen, wohin wir am Abend schlafen würden. Vorbei an Sofia, änderte sich das Bild des Landes erneut. Alte, heruntergekommene Häuser sahen wir schon seit der Grenze immer wieder in den Dörfern, doch hier, je weiter nördlich, je weiter weg von Sofia, gab es nicht mehr viel. Was ich damit meine, ist vor allem die Infrastruktur. Nur spärlich findet man hier Supermärkte, Möglichkeiten einzukehren gab es überhaupt keine, sprich kein Frühstück einfach so unterwegs. Selbst in kleineren Städten fanden wir höchstens Trinkgaststätten, wo Bier konsumiert wurde, doch für den kleinen Appetit zwischendurch – komplette Fehlanzeige. Wir schlussfolgerten, dass sich die Leute das vielleicht einfach nicht leisten könnten. 

Was wir dagegen oft antrafen, waren Straßenhunde. Kleine, große, wuschelige, liebe, nur manchmal bellende. Meist musterten sie uns mit großen Augen, als bettelten sie nicht nur um Futter, sondern um ein Herrchen. Sie taten mir so leid, ich hätte sie am liebsten alle adoptiert.

Im Vratsa Balkan, ein Naturschutzgebiet mit imposanten Felswänden, fanden wir einen naturbelassenen Selbstversorger- Campingplatz. Wieder einmal holten wir Gaskartusche und Campingstühle heraus und schnippelten Tomaten aus dem kleinen Supermarkt, den wir auf dem Weg in das Gebiet gerade noch auftreiben konnten. 

Vratsa Balkan.

Zwischenstop in Serbien.

Fazit bisher …

Der Grenzübertritt von Bulgarien nach Serbien bedeutete, einen Teilabschnitt unserer Reise hinter uns zu lassen. Ich hatte zuvor überhaupt keine Idee, was mich in Bulgarien erwarten würde. Ich wurde in vielerlei Hinsicht überrascht, in jedem Fall positiv, denn wir trafen jederzeit auf freundliche und hilfbereite Menschen. Die vielfältigen Ökosysteme, Berge, Flachland, Wälder, … haben mich echt beeindruckt und den Wunsch in mir geweckt, wiederzukommen. Es gibt so einiges, was ich in Bulgarien gerne noch sehen würde.

Damit endet nun auch mein erster Blogartikel zu unserer Balkanreise mit den Motorrädern. In Teil 2 erfährst du

  • wie unsere Reise in Serbien und Rumänien weiterverkauft
  • wie es dazu kam, dass ich im Steg eingebrochen bin (s. Bild!)
  • ob uns Rumänien und Serbien genauso gut gefällt wie Bulgarien
  • welchen wilden Tieren wir noch begegnet sind

Bleib dran!

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