Heute möchte ich dir den zweiten Teil vorstellen, von
„Lifestyle Ecuador: Wie fühlt es sich an, im Dschungel zu wohnen?“
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Die Eckdaten:
- Ich verliebte mich in einen Ecuadorianer, wir fühlten uns wie Tarzan und Jane
- Er lebte im Dschungel und arbeitete im Cuyabeno-Reservat als Guide
- Ich warf meine Reisepläne über den Haufen und blieb bei ihm
- Mehrere Monate durfte ich erfahren, wie es sich anfühlt, im Dschungel zu wohnen, das war mein „Lifestyle Ecuador“
Im Regenwald zu wohnen, fühlt sich so an …
# 5 Der Schamane aus dem Nachbardorf sieht genauso aus, wie du ihn dir vorstellst.
Es war eine lustige Begegnung. Mit dem Kanu brachten wir zwei amerikanische Touristen zur Hütte des Schamanen. Sie wünschten sich eine rituelle Zeremonie und wollten Ayahuasca probieren. Ayahuasca ist ein psychodelisches Mittel, das die indigenen Völker im Amazonasgebiet für ihre religiösen Rituale verwenden. Einfach gesagt, ist es eine Droge, die nicht ungefährlich ist.
Ich arbeitete als Übersetzerin und geriet in das verrückteste Übersetzungsgespräch meines Lebens. Die beiden US-Amerikaner wollten mit Hilfe des Ayahuasca in eine siebte Dimension eintauchen und voraussehen, wie der Weltuntergang vonstattengehen wird (Jahr 2012!). Da musste selbst der Medizinmann schmunzeln. Er wandte sich an mich.
„Frag doch bitte, welche Drogenerfahrungen sie haben.“
Ich übersetzte und bekam eine lange Liste zur Antwort.
„Okay“, sagte der Schamane. „Dann muss ich mein Gebräu wohl etwas stärker ansetzen. Die beiden haut so schnell nichts mehr um.“ Er seufzte. „Dabei würde ich viel lieber heute Abend mit auf das Dorffest gehen.“
# 6 Nachts fängst du die meisten Fische im Dschungel
Fischen war unsere Hauptbeschäftigung, wenn keine Touristen da waren. Zum einen bedeutete es, ein frisches Abendessen zu bekommen, zum anderen hatten wir eine tagesfüllende Beschäftigung. Ich war bis in beide Ohren verliebt und konnte mir nichts Schöneres vorstellen, als mit meinem Tarzan Zeit zu verbringen. Seine große Liebe war es, Fische zu jagen. Du siehst, wohin das führt.
Tagsüber verlief es so. Wir saßen zu zweit in unserem Kanu, jeder von uns einen Holzstecken in der Hand. Der Köder bestand meist aus stinkendem Hühnchen vom Vorabend. Je ekliger, desto besser lockte es die Piranhas an. Zusätzlich muss man wild mit der Rute auf das Wasser einschlagen und ein sterbendes Tier mimen. Drei Sekunden später, hast du schon einen am Haken. Das hört sich im ersten Moment vielleicht nicht romantisch an, doch das war es.
Auf grünem Lagunenwasser treiben, den Wasservögeln zusehen und dabei jedes Zeitgefühl vergessen. Nur du und dein Tarzan. Klingt doch gut, oder?
Schwieriger und vor allem anstrengender verläuft Fischen in der Nacht. Lifestyle Ecuador der anderen Sorte. In Gummistiefeln schlich ich meinem Liebsten hinterher. Kilometer lang. Schwarzes Wasser, das mir bis knapp zum Rand meiner Gummistiefel reichte. Wasser, das ich auf keinen Fall in meinen Schuhen haben wollte und Wasser, in dem angeblich die Fische schliefen. Insekten schwirrten um meine Stirnlampe herum, ich schlug um mich und riesige Spinnen hingen in den Ästen. Überall diese achtbeinigen Wesen. Während ich damit beschäftigt war, ihren Netzen und Behausungen auszuweichen, erschlug mein Tarzan einen Fisch nach dem anderen mit seiner Machete. Ich fing keinen einzigen.
# 7 In einer Hängematte schlafen, ist bequemer, als du vielleicht denkst.
Ja, wirklich. Probier es aus! Der Trick ist, sich seitlich und schräg in die Hängematte zu legen. So liegt man flach, wie auf einer Matratze und kann friedlich schlummern. So fühlt es sich an im Urwald zu wohnen und gemütlich in einer Hängematte abzuhängen.
# 8 Du kannst nicht einfach zurück in die Zivilisation.
So romantisch die Vorstellung ist, an einem abgeschiedenen Ort mit deinem Liebsten zu leben. Wenn du keinen Fisch fängst, der Reisvorrat zu Ende geht, dann kann man nicht mal eben in den Supermarkt. Was ist, wenn du krank wirst? Schnelle Hilfe? Die gibt es hier nicht. Der Einzige, der dir vielleicht helfen kann, ist der Schamane. Den durfte ich einmal wegen einer Blasenentzündung konsultieren, leider mit mäßigem Erfolg. Zehn Stunden dauerte die Fahrt mit Kanu und Bus, zurück in die Zivilisation. Bei Hindernissen im Fluss, wie z.B. umgefallene Bäume, oder zu niedrige Wasserstände dauert es auch mal doppelt so lang.
Im dritten Teil erfährst du u.a., warum mich ein Otter in den Finger gebissen hat und welche Rolle Nacho der Affe in der Dorfgemeinschaft spielt. Viel Spaß!
Hinterlasse mir gerne deinen Kommentar (s. ganz unten in der Box)! Das würde mich riesig freuen.
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