Unser Roadtrip durch Georgien – Ein Reisetagebuch

In drei Tagen geht es los! Mein Mann Franzi und ich fliegen zum zweiten Mal in unserem Leben nach Georgien und sind voller Vorfreude. 

In diesem Blogartikel nehmen wir dich mit auf unseren Roadtrip durch Georgien. Der Beitrag wird im Stil eines Reisetagebuchs aufgebaut sein und täglich aktualisiert. Ganz unten findest du also immer die aktuellsten News, Aktivitäten und was wir erlebt haben. 

Viel Spaß!

REISEVERLAUF UND ÜBERBLICK

Zum Vorrücken bitte den Tag anklicken

TAG 1Dawit Garedscha (Kloster), Signagi

TAG 2 – St. Elia Mountain, Khornabuji Castle, Eagle Canyon

TAG 3Vashlovani Nationalpark

TAG 4 – Autowerkstatt und Weinberge

TAG 5 – Das Festungsdorf Shatili

TAG 6Shatili, Mutso, Ardoti

TAG 7 – Fahrt nach Gudauri

TAG 8 – Fliegen in Gudauri, Kazbegi, Dreifaltigkeitskirche

TAG 9 – Fliegen in Gudauri

TAG 10 – Fliegen in Gudauri

TAG 11 – Fahrt nach Tbilissi

TAG 12 – Fahrt nach Kutaissi, Tschiatura

TAG 13 – Fahrt nach Mestia (Swanetien)

TAG 14Mestia

TAG 15 Ushguli

TAG 16 – Rückfahrt nach Kutaissi

TAG 17 Kutaissi, Prometheus Höhle, Okatse Wasserfall

TAG 18 – Poti – Kolkhetis National Park

TAG 19 – 22Tbilissi

Reise nach Tbilissi - Georgien

Die Anreise

Mit dem Nachtflug von München nach Tblissi, der Hauptstadt von Georgien, erreichten wir heute Morgen unser Reiseziel. Ich will nichts beschönigen, es war sehr beschwerlich.

Ramona Hammerl am Flughafen München

Auch wenn sich die Reise nach Georgien jedes Mal lohnt und die Strapazen der Anreise schnell vergessen sind, jetzt, wo ich total übernächtigt an meinem Blog schreibe, ist es mir schon noch sehr präsent. Nur knapp über 3 Stunden Flug klingen total okay, doch schlafen konnte ich während der Reise überhaupt nicht. Die ganze Zeit über quatschte eine Frauengruppe hinter mir, die Klospülung lief in Dauerschleife, ich bekam kein Auge zu. Völlig gerädert hievte ich mich morgens um 4:30 Uhr (Deutsche Zeit 2:30 Uhr), aus meinem Sitz, Richtung Passkontrolle, was dann nochmal zwei Stunden (!!!) dauerte, bis wir durch waren. Als wir unser Mietauto in Empfang nahmen und SIM-Karten für unsere Handys organisierten, ging die Sonne über dem Flughafengelände bereits auf. 

Ramona Hammerl am Flughafen München

Auch wenn sich die Reise nach Georgien jedes Mal lohnt und die Strapazen der Anreise schnell vergessen sind, jetzt, wo ich total übernächtigt an meinem Blog schreibe, ist es mir schon noch sehr präsent. Nur knapp über 3 Stunden Flug klingen total okay, doch schlafen konnte ich während der Reise überhaupt nicht. Die ganze Zeit über quatschte eine Frauengruppe hinter mir, die Klospülung lief in Dauerschleife, ich bekam kein Auge zu. Völlig gerädert hievte ich mich morgens um 4:30 Uhr (Deutsche Zeit 2:30 Uhr), aus meinem Sitz, Richtung Passkontrolle, was dann nochmal zwei Stunden (!!!) dauerte, bis wir durch waren. Als wir unser Mietauto in Empfang nahmen und SIM-Karten für unsere Handys organisierten, ging die Sonne über dem Flughafengelände bereits auf. 

Unser neues Reisegefährt - Ein Jeep!

Optisch gefällt er mir schon mal recht gut. Tolle Farbe, oder? I like!

Was er drauf hat, wird sich noch rausstellen, aber leider glaube ich, das ist so ein 4×4, den die Leute fahren, nur damit sie sagen können, ich fahr ein Offroad-Fahrzeug. Also ich weiß nicht so recht, hoffentlich tu ich ihm Unrecht, aber wir werden sehen. Georgien ist ja schließlich ein Offroad-Abenteuer-Eldorado. Ob man will, oder nicht – hihi. Das durften wir 2018 schon erfahren, da hatten wir ein ganz normales Auto (und sind trotzdem jede Straße gefahren, ohne stecken zu bleiben – Glück gehabt!)

Tag 1

Unsere Reise beginnt - Völlig übermüdet gen Südosten.

Es geht endlich los. Ich will vorwegnehmen, dass wir heute noch voll auf unsere Kosten kommen werden, doch als wir unsere Tour zu einem Kloster starten, stehen vor allem körperliche Bedürfnisse im Vordergrund: Hunger, Durst, wir sind total überhitzt, übermüdet, ich muss mal Pipi …

Nur leider, lassen sich einige diese Bedürfnisse morgens um 7:30 Uhr noch nicht so gut stillen. In ein Hotel wollen wir nicht jetzt schon einchecken (ginge wohl auch schlecht), sondern einfach losfahren. Das rächt sich, weil es von nun mit meiner Stimmung bergab geht, mit jedem Kilometer mehr, denn dafür bin ich nicht gemacht. Ohne Schlaf funktionieren und navigieren – das macht gar keinen Spaß. Ich verfluche meine Entscheidung und gehe mit meinem Geschimpfe Franzi furchtbar auf die Nerven. Sorry!

Aber dann: Fast am Ziel – dem Höhlenkloster Dawit Garedscha – machen wir eine Frühstückspause in Udabno. Zumindest unser Hunger wäre damit gestillt und das hebt die Stimmung. Das Dorf liegt mitten in der Pampa, umringt von Hügel. Wiesen, so weit das Auge reicht! So stelle ich mir die Mongolei vor! Das Restaurant sieht aus, wie eine Hippie-Bar und uns wird ein fantastisches Begrüßungs-Frühstück gezaubert. Georgischer Honig, der einzigartige Käse und ich bin mental wieder in 2018! Da war ich auch so positiv vom Essen überrascht. Alles schmeckt so toll! Die Tomaten sind süß, schmecken nicht nur nach Wasser wie bei uns in Deutschland und alles ist mit so viel Liebe zubereitet. 

Der Weg nach Südosten: angespannt und übermüdet
Zu jedem Frühstück ein Ei! Hier mit Tomatensoße und Petersilie
Typisch Georgisch! Käse, eine große Auswahl, leckeres Gemüse

Es geht weiter zum Kloster. Der Weg dorthin ist asphaltiert, worüber ich im Moment echt froh bin. Unser Hunger wäre nun gestillt, doch auch Franzi merkt mittlerweile die Müdigkeit. Endlich finden wir ein ruhiges Plätzchen zum Stehenbleiben, damit wir ein Nickerchen im Auto einlegen können. Bäume gibt es hier nicht, also auch keinen Schatten, aber wir kurbeln die Fenster runter und lassen den frischen Wind herein, der nur so über die Wiesen ringsum fegt, so lässt es sich gut aushalten. 

Erst denke ich, ich bin so übermüdet, dass ich nicht einschlafen kann, doch nach ein paar Mal hin- und Hergewälze auf meinem zurückgefahrenen Beifahrersitz und ich schlafe doch ein. 

Fast drei Stunden später, fühle ich mich nicht fit, aber wieder okay. Wir organisieren kaltes Mineralwasser und besichtigen das Kloster. Leider fehlt uns etwas die Kraft, alles genauer zu erkunden, nachzuforschen, aber für den Moment bin ich einfach glücklich, hier in Georgien zu sein und das erleben zu dürfen. 

Weiter nach Signagi

Mein Reiseführer schreibt: „Mittelalterliches Städtchen mit mediterranem Flair.“ Mehr weiß ich noch nicht, als wir hier ankommen. Mir war einfach eines wichtig: Endlich überhaupt wo ankommen, duschen, ein Bierchen trinken (und möglicherweise ein zweites Nickerchen?). Schon die Fahrt nach Signagi ist eine Augenweide und wir sind voller Vorfreude.

Blick auf Signagni

So endet nun mein erster Eintrag in diesem Reisetagebuch, doch noch lange nicht unser erster Tag in Georgien. Es ist gerade mal 16:30 Uhr, ich schreibe frisch geduscht und voll neuer Energie, bearbeite meine Bilder und genieße diesen fantastischen Ausblick von der Terrasse.

Mari beim Schreiben
Ramona Hammerl in Signagni - Mari Hummingbird
Tag 2

Weiter in Richtung Vashlovani-Nationalpark

Mittwoch, 14 August

Gestern verbrachten wir einen richtig gemütlichen Abend in Signagi. Georgischer Eintopf, gegrilltes Fleisch, Reis mit Gemüse. Alles super gewürzt und dazu georgischer Wein. Was uns auffiel: Signagi ist ein sehr touristischer Ort. Vor allem Gäste aus Fernost scheinen die Stadt zu besichtigen und ich weiß nicht, ob darin ein Zusammenhang liegt, aber die Preise sind nicht so niedrig, wie wir sie von 2018 her kennen. Vielleicht ist das nun überall in Georgien so, vielleicht liegt es nur an dem Touri-Hotspot. 

Zum Beispiel:

  • Übernachtung zu zweit, in einem einem Zimmer mit eigenem Bad und Klimaanlage: 62 Lari = ca. 21€
    (sehr günstig, da kann man eigentlich nicht meckern)
  • Preis für das Frühstück pro Person: 15 Lari = ca. 5€
  • Abendessen im Restaurant (2 Gerichte, 1 Liter Wein): 170 Lari = 57€

Insgesamt kann man sich, was die Preise angeht wirklich nicht beschweren, doch wir registrieren durchaus die Preissteigerung seit unserem letzten Besuch. 

Heute morgen genießen Franzi und ich erst mal ein wunderbares georgisches Frühstück. Eier, mit Hackfleisch gefüllte und frittierte Röllchen (keine Ahnung, was das genau ist, oder wie es heißt), Käse, Tomatensalat mit viel Petersilie und sogar Pancakes. Ich weiß nicht was besser ist, der deftige Gaumenschmauß, oder die Aussicht von unserer Terasse!

Anschließend geht es weiter zum Washlawani Nationalpark, ganz im Osten des Landes. Wir besuchen die Tourist Information, kaufen uns die Permission, den Park betreten zu dürfen, müssen dann zur Border Control Police, um uns so einen Wisch abzuholen, denn der Park liegt ganz nah an Aserbaidschan. Man muss seine Route vorher planen, Bungalows vorher buchen und alles im voraus zahlen. Das klingt kompliziert, ging aber in der Realität viel leichter, als vorher befürchtet. Auch die Grenzpolizisten empfingen uns freundlich und händigten uns das Permit ohne Dramen aus. Morgen soll es also in den Park gehen, alles ist geregelt, heute dürfen wir ein ruhiges Sightseeing in der näheren Umgebung genießen. Darüber bin ich recht froh, denn mein Schlafdefizit ist immer noch nicht ganz überwunden. 

Hunde in Georgien

Viele Streuner bevölkern die Straßenränder und Parkplätze in Georgien. Kleine, große, langhaarige oder kurzhaarige, mit weichem Fell oder total schmutzige Hunde – man trifft sie immer und überall. Und meistens kommen sie direkt an, betteln um Futter, sind ganz lieb und lassen sich streicheln. Wir haben selbst keinen Hund, aber ich liebe Vierbeiner und muss mich sehr am Riemen reißen, keinen zu adoptieren. 

Hund wälzt sich auf der Straße in Georgien

St. Elia Mountain

Wir folgen den Empfehlungen, die wir von der Tourist Information bekommen haben und gelangen über ein paar sandige Straßen zu einer kleinen Kapelle auf einem Hügel. Tolle Aussichten!

Leider geht bei der Aktion Franzis neuer Copter verloren. Die Verbindung zu seiner Drohne reißt bei seinen Filmaufnahmen ab und crashed irgendwo außer Sichtweite in die Felsen. Na toll. Ich glaube, es ist aussichtslos, die Drohne je wiederzufinden, suche dennoch weiter, schicke ein paar Wünsche ins Universum. Währenddessen klettert Franzi auf in schwindelnde Höhen, als wäre er Meister im Freiklettern. Ich schimpfe wie ein Rohrspatz, doch das hält ihn nicht davon ab, noch höher und riskanter zu klettern. Da kann ich nur noch den Kopf schütteln, beten und anderswo suchen, damit ich mir seine Aktion nicht ansehen muss. Nach ein paar Minuten finde ich die Drohne. Danke Universum! Völlig ungefährlich auf dem Vorplatz der Kapelle. Oder danke Gott? Hm…

Franzi freut sich, kommt heil zurück zu mir, ich schimpfe, allerdings wohl wissend, dass er sich bei der nächsten Gelegenheit wieder genauso waghalsig verhalten wird. Es hilft halt nichts, bin einfach erleichtert und die Drohne funktioniert sogar noch, auch wenn sie jetzt sehr ramponiert aussieht. 

Khornabuji Castle

Next Stop – eine Burg auf einem Berg. Davon gibt es in Georgien reichlich. Immer wieder hübsch anzusehen, leider ist der Weg hinauf gesperrt, genauso die Aussichtsplattform am Hügel gegenüber. Franzi packt erneut seine Drohne aus, dieses Mal ohne Bruchlandung.

Eagle Canyon

Letzter Stop für heute: Die Adler-Schlucht. Es sind auch wirklich Adler da, sie kreisen über den Felsen, schrauben sich in der Thermik nach oben. Die Schlucht bietet ein tolles Fotomotiv, noch mehr interessieren mich aber die vielen Blumen, Schnecken (die auf Blumen klettern) und diese handgroße Spinne, in die ich zum Glück nicht reingewandert bin. 

Den Nachmittag verbringen wir in einer gemütlichen Unterkunft direkt am Eagle Canyon. Unten plätschert der Bach, es schnattern Gänse, ein Hahn kräht unentwegt und die Sonne brennt erbarmungslos auf uns herab. Zeit für eine Pause. Heute Abend kochen die Gastgeber für uns – wir sind gespannt – Georgische Hausmannskost (sehr fleischlastig!) hat uns bisher immer noch am besten geschmeckt. 

Mari beim Schreiben

Tag 3

Im Vashlovani-Nationalpark

Donnerstag, 15.August 2024

Während der ersten Hälfte unserer Tour denke ich mir an einigen Stellen: Hm, was ich wohl heute Abend in meinen Reiseblog schreiben werde? Hoffentlich: Alles ist gut ausgegangen, war ein super Abenteuer, ein Erlebnis, welches ich nicht missen möchte. Und nicht: Leider sind wir liegen geblieben und mussten die Nacht in der Halbwüste im Auto verbringen. In der zweiten Hälfte unserer Tour verhalten sich meine Gedanken weitaus simpler: O mein Gott. O mein Gott! Fuck, Scheiße und o mein Gott!

Aber mal alles der Reihe nach. Nach unserem Frühstück starten wir in den Nationalpark. Mit der Offline-Karte einer App, die uns in der Tourist Info empfohlen wurde, läuft das Navigieren auch ohne Handyempfang problemlos, auch wenn Franzi anfangs nicht glauben kann, dass das unser Weg sein soll. Soll heißen, die Straßenverhältnisse sind von Anfang an anspruchsvoll. Zuerst Erdstraßen, die sind ja okay, solange es nicht regnet und das Wetter sieht gut aus. Dann Grasstraßen, diese bis zu unseren Fenstern hoch zugewuchert und steil, was uns schon mehr ins Schwitzen bringt. Irgendwann dürfen wir abbiegen und kommen auf einen leicht zu befahrenden Feldweg. Es macht Spaß und die Aussichten werden immer besser. Es ist nicht zu heiß und sogar eine süße Schildkröte begrüßt uns an diesem Vormittag. 

Leider klappert schon von Beginn an etwas an unserem Jeep. Unser Vertrauen in das Auto ist so mittelmäßig. Schon bei der ersten Fahrt vor zwei Tagen fielen links und recht Teile der Innenverkleidung ab, wo eigentlich die Gurte versteckt sein sollten. Einfach so, da waren wir noch keinen Meter Schotter gefahren. Jetzt, mitten in diesem Park, kein Mensch oder Haus weit und breit, wird mir bewusst, dass diese Aktion hier gut oder schlecht ausgehen kann. Das wusste ich natürlich schon vorher, doch die Tragweite kommt erst jetzt bei mir an. Wir fahren mit einem Auto, das wir nicht kennen, offensichtlich ein zusammengezimmerter Schrottkarren ist, haben weder Schaufel, noch Werkzeug noch irgendwas dabei (außer sehr viel Wasser). Ich muss an meine Zeit in Garmisch denken, und an meinen Kollegen, der in der Bergrettung arbeitet, und wie er über Touris schimpft, die mit Sandalen die Zugspitze hochlaufen. In diesem Moment fühle ich mich in etwa genau so naiv.

Der Blick unter das Auto offenbart: Die Abdeckung für den Tank ist halb abgefallen, weil mindestens zwei Schrauben fehlen. Sie hängt jetzt noch halb dran.

Aber wird schon gut gehen. Fahren wir weiter. In der ersten Hälfte läuft soweit auch alles sehr schön. Da ist nichts, was unser Auto nicht packen würde, auch wenn es vorne und hinten klappert. Die Landschaft verändert sich allmählich. Von grasbewachsenen Hügeln, zu sandigen Felsen, fahren wir irgendwann ein Flussbett entlang. Es macht uns total viel Spaß. Hier soll es Gazellen geben, leider finden wir nur ihre kugelförmigen Hinterlassenschaften. Viele Vögel, wie z.B. grün-blaue Bienenfresser leben hier, man sieht überall an den Klippen des Sandgesteins ihre Bruthöhlen. 

Nach einigen Stunden erreichen wir den ersten Kontrollpunkt der Border Police. Deswegen mussten wir uns am Vortag registrieren. Nette Grenzbeamte überprüfen unsere Dokumente und winken uns durch. Wir queren die Grenze zu Aserbaidschan zwar nicht, doch in der Ferne entdecke ich eine Siedlung, die offensichtlich schon zum Nachbarstaat gehört. Wir fahren weiter. Noch zwei weitere Male werden wir kontrolliert werden, jedes Mal ohne Probleme, es ist eher beruhigend, endlich mal wieder andere Menschen zu treffen, die einem im Notfall vielleicht helfen würden. Touristen sucht man hier vergeblich (was ja auch irgendwie den Reiz ausmacht). 

Gegen Mittag nähern wir uns einem Knotenpunkt. Entweder, wir fahren über einen anderen Pfad zurück Richtung Eingang des Nationalparks. Oder, wir fahren noch ein Stück weiter, in den äußersten Osten des Landes, zum Grenzfluss. Da bisher alles so gut gelaufen ist, wir noch Zeit und so viel Spaß haben, sagen wir kurzerhand: Let´s do it!

Wenig später: Okay, die Lady von der Tourist Information hatte recht. Diese Straßen sind definitiv noch um einiges schlechter. Franzi handelt das trotzdem super, als würde er nie was anderes machen, ich bin ehrlich beeindruckt und erleichtert, dass ich nur zusehen und mich festhalten muss. Es ruckelt jetzt noch schlimmer als zuvor, wir schaukeln durch ein sehr enges und ausgewaschenes Flussbett. Dann kommen wir an einer grandiosen Aussichtsplattform an. Hier wollte ich unbedingt einmal hin.

Sollen wir weiterfahren? Oder doch lieber umkehren?

Franzi meint: „Weiterfahren.“ Also okay. Schon nach der ersten Kurve dämmert uns, dass das womöglich ein riesiger Fehler war. Schon auf der Plattform könnte man realisiert haben, wie steil es werden würde, einfach weil wir in kürzester Zeit sehr viele Höhenmeter verlieren müssen, um dort unten anzukommen.

Der Weg ist steil und mit tiefen Furchen überzogen, ich befürchte, gleich passiert etwas schlimmes. Sogar zum Filmen, habe ich viel zu viel Schiss und kralle mich in der Armatur fest. 

Franzi denkt schon weiter: „Ob wir hier jemals wieder hochkommen?“ 

Jetzt sackt mir das Herz endgültig in die Hose. „Meinst du etwa nicht??“ Ich stelle mir vor, wie wir mitten im Weg liegenbleiben, kein Mensch kommt, den wir um Hilfe bitten könnten und die Nacht ohne Decke im Auto verbringen. Schnell wische ich dieses Horrorszenario beiseite. 

Enge Kurven folgen, mit riesigen Schlaglöchern, ausgewaschene Rinnen, bestimmt einen halben Meter tief, große Felsen, über die wir mehr schlittern als fahren. Ich kann kaum hinsehen, filme jetzt aber doch wieder. So etwas habe ich noch nie erlebt und keine Ahnung ob ich es jemals wieder will! Dann kommt eine so tiefe Mulde, dass unser Kotflügel aufsetzt und es gibt einen bösen Schepperer. Ich ahne Schlimmes. Unter Kratzgeräuschen manövriert uns Franzi weiter und bis wir einen ruhigeren Abschnitt erreichen setzen wir bestimmt noch zwei weitere Male irgendwo auf und jedes Mal wird mir ganz anders. 

Als wir wieder einigermaßen ruhig weiterfahren können, lauschen wir beide, ob das Auto anders klingt als vorher – definitiv ja. Da klappert was, klingt echt nicht gut, Franzi steigt aus und prüft – Motorhaube auf – doch finden kann er nichts. Nur weitere Verkleidungsteile des Fahrzeugs fallen langsam ab. Wir schauen genauer und entdecken, dass genau an diesen Stellen schon häufig ausgebessert und geflickt worden sein muss. Irgendwie fällt alles von diesem Auto ab, wenn man nur lang genug dran schüttelt. Mein Blick fällt auf die Lampe im Innenraum des Rücksitzes, die an den Drähten hängend vom Dach herunterbaumelt. Fanzi drückt sie schnell wieder in die vorgesehene Aussparung zurück. Außerdem berichtet uns der Bordcomputer, dass nun kein Notruf mehr funktioniert und alle Airbags ausgefallen sind.

Tja, jetzt sind wir fast ganz unten, da müssen wir nun durch. Leider wartet am Ziel nur ein weiterer Checkpoint, tolle Aussichten entdecken wir keine, suchen aber gerade auch nicht mehr danach. Wir sind ein bisschen geschockt, wo wir hineingeraten sind (selber Schuld) und wollen nur irgendwie zurück auf den Berg. Wir haben Abenteuer gesucht und bekommen.  

Es wird eine nervenaufreibende Auffahrt. Weitere Male scheppert es gewaltig, Franzi tut was er kann und ich finde, er meistert das super! Vor Anspannung ist mir schon ganz schlecht, der Jeep quält sich den Hang hinauf, rutscht dabei hin und her, von einem Loch ins nächste, Steine fliegen durch die Luft, es staubt gewaltig, aber schlussendlich schaffen wir es hoch und atmen auf. Oben angekommen, klingt das Auto mittlerweile gar nicht mehr wie es normal wäre, sieht aus wie eine Schrottkarre, so ein Mist. Was das Aussehen betrifft: Schon blöd, wenn die komplette Verkleidung einfach abblättert, innen wie außen, sobald es etwas oder auch mehr ruckelt. Es ist doch schließlich ein Allrad-Auto? Allerdings fuhr sich der Jeep ansonsten echt gut den Berg hoch und allradmäßig gab es da keine Probleme. Bei Regen hätte das sicher anders ausgesehen. Zum Glück war die Steigung überhaupt kein Ding für unser Reisegefährt (der Arme!). Leider fehlt dem Teil einfach die ausreichende Bodenfreiheit, das macht es schwierig und dann sind solche „Aufsetzer“ einfach vorprogrammiert und total schlimm. Unser Motto: „Wenn es zu schwierig wird, drehen wir einfach um.“ – Kann man definitiv vergessen. Gerade dort, wo es steil ist und riesige Steine und Furchen einem das Leben schwer machen, da kann kein Mensch mehr umdrehen. Wieder mal ein Learning.

Die restliche Fahrt war dann wieder okay, der Jeep fährt ja noch ganz brav, ist halt ramponiert und wir brauchen jemanden, der sich das Klackern anschaut. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, das hoffen wir zumindest. 

Fazit – Tag 3: 

  • Offroad fahren hat richtig Spaß gemacht und ist Abenteuer pur, was wir schließlich gesucht haben
  • Der Waschlowani Nationalpark ist ein echter Geheimtipp für Natur-, Offroad- und Tierliebhaber
  • Schade, wenn man ein Leihauto hat, das man nicht gut kennt und ausrüstungsmäßig schlecht vorbereitet ist. 

Tag 4

Autowerkstatt und Weinberge

Freitag, 16.August.2024

Unser Tag startet mit dem Besuch in einer Autowerkstatt. Über die Vermieter unseres Ferienhäuschens bekommen wir den Kontakt und freuen uns über die mal wieder so freundliche Hilfe. Alle abgefallenen Plastikschutzvorrichtungen werden wieder angeschraubt, dann beginnt die Fehlersuche nach dem Klackern. Das Abgasrohr vom Auspuff ist locker und wird wieder richtig befestigt, was mich optimistisch stimmt, doch das Störgeräusch bleibt. Der Mechaniker entdeckt beim zweiten Anlauf, dass die Batterie wackelt und befestigt sie richtig (schade, dass das nicht von vorn herein der Fall war), aber auch das löst unser Problem nicht, wie sich bei der Testfahrt zeigt. Dann, unser Jeep wird erneut in die Lüfte gehoben, findet der Mechaniker den möglichen Übeltäter: Ein ausgeschlagenes Kugelgelenk am Fahrwerkstabilisator links. Das würde rein akustisch passen, kann aber gerade nicht ausgetauscht werden, aber laut Mechaniker ist das nicht weiter tragisch, wir sollen einfach weiterfahren und das Geräusch ignorieren. 

Hilfsbereite Menschen in Georgien

Wir sind so dankbar für die Hilfe. Unsere bisherige Erfahrung mit den Einheimischen ist durchweg positiv. Überall werden wir freundlich und offen empfangen. Egal, ob das in einer Unterkunft, einem Restaurant, in der Autowerkstatt, oder bei einer Grenzkontrolle ist. Überall begegnet uns so eine Gastfreundschaft und höfliche Neugier, woher wir kommen, das macht das Reisen gleich noch viel schöner. 

Preise im Osten von Georgien

Weil ich vorher schon mal das Thema Preise angesprochen habe: Im äußersten Osten sind die Kosten etwa um die Hälfte so hoch, als in touristischen Gegenden. Eigentlich wenig überraschend. Für ein ganzes Ferienhäuschen, 2x Frühstück, 2x Abendessen (von den Wirtsleuten mit viel Liebe zubereitet) haben wir 330 Lari (ca. 110 €) gezahlt. Wow. Und der Mechaniker verlangte für seine Arbeit 50 Lari (ca. 17€). 

Es geht weiter in die Weinberge

Nun ja, was sollen tun, außer weiterzufahren? Optisch sieht unser Auto wieder einwandfrei aus, nach zwei Autowäschen fast wie neu *zwinker*. Das Klackern bleibt, auf Asphaltstraßen hört man es kaum. Das Ganze ist wohl eine natürliche Abnutzungserscheiung, das Gefährt hat 80.000 km drauf und wird dem Anschein nach nicht wirklich gewartet wie es soll. Sonst hätte nicht die Motorkontrolllampe seit Beginn geleuchtet, denn auch der hätte eine Wartung nötig, was die Vermieter wohl wenig interessiert. 

Weingegend - Kachetien

Das ganze Autothema, so zentral, aber nicht primär als Blogbeitrag gedacht, wische ich mal beiseite. Heute geht es weiter in die Weingegend. Georgien soll die Wiege des Weins sein und die Karte verrät, dass hier ein Weingut dem nächsten folgt. Franzi und ich trinken gerne Wein und sind voll freudiger Erwartung. Das richtige Weingut auszusuchen, gestaltet sich dabei gar nicht so leicht. Das eine hat kein Zimmer frei, im anderen sieht alles verschlossen aus. Wir folgen einer Empfehlung und landen auf einem idyllischen Weingut, am südlichen Rand der Berge des großen Kaukasus und beziehen ein Zimmer. 

Die schönste Weinprobe meines Lebens

Ein ganz besonderer Abend wartet auf uns. Die Angestellten des Weinguts zaubern ein leckeres und viel zu umfangreiches Menü für uns. Wie immer, können wir nicht im Ansatz alles aufessen, was uns hingestellt wird. Hühncheneintopf mit viel Knoblauch, Kalbfleisch in Soße mit Koriander, alles schmeckt himmlisch gut. Dazu ein Weißwein, der in den typisch georgischen Tonkrügen hergestellt wird, die im Boden versenkt werden.

Im Anschluss an das Abendessen setzen sich die Gastgeber zu uns und wir bekommen ein umfangreiches Weintasting. Es wird so eine schöne Erfahrung, das Weinguts-Paar ist so nett, die beiden trinken selbst mit und am Ende werden wir in ihr „Haus“ eingeladen. Das Herrschaftshaus ist ein kleines Schloss mit (ich schätze mal) fünf Meter hohen Decken und ausladenden Holzdielen als Fußboden. Riesige Sofas und Sessel, so wie man es aus Filmen oder Burgmuseen des Mittelalters her kennt, antike Schmuckstücke und vergilbte Bilder an den Wänden. Ich starre mit offenem Mund und bin auch ein bisschen eingeschüchtert. Die beiden wirken mit einem Schlag nicht mehr „nur“ wie Weingutsbesitzer, sondern wie König und Königin. Dabei verhalten sie sich sehr bodenständig und gar nicht wie Adelige. Und dann erfahren wir, dass Sancho wirklich aus königlicher Abstammung kommt, nämlich aus der Linie des letzten Königs von Georgien. Wir staunen nicht schlecht. Als die UdSSR Einzug nahm, wurde seine Familie enteignet, die Mitglieder laut seiner Aussage von Stalin getötet und als Georgien später unabhängig wurde, kaufte er Haus und Grund von der Regierung zurück. Vom armen Jungen, zum Millionär.

Wir werden auf einen riesigen Balkon geführt, der um das ganze Herrschaftshaus herumreicht. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dann setzen wir uns in das „Wohnzimmer“ und trinken in riesigem Abstand Wein, unterhalten uns über georgische Politik, alles wirkt wie aus einer anderen Zeit. 

Als wir an diesem Abend ins Bett fallen sind wir total betrunken, aber sehr glücklich. So toll, was wir wieder erleben durften. 

Tag 5

Das Festungsdorf Shatili

Samstag, 17. August.2024

Eigentlich erwarte ich, dass ich mega gehangovert aufwache, doch nichts dergleichen. Mir gehts gut und ich freue mich auf Frühstück. Das ist wieder sehr reichhaltig und wir können nicht im Ansatz essen, was uns hingestellt wird. Eier mit Tomaten, Käse, Marmelade, Pancakes, Yoghurt, Pfirsiche, …

Wir tauschen Adressen und Kontaktinformationen mit den Gastgebern aus und laden sie zu uns nach München ein. Mit dicken Umarmungen verabschieden wir uns, hoffen, uns irgendwann wiederzusehen. 

Franzi dagegen geht es nicht so gut, der Königsurenkel hat Franzi mit seinem eigenen Wein abgefüllt, deshalb darf ich heute das Auto steuern. Zu meiner Überraschung gefällt mir das ganz gut. Ich bin mega gut gelaunt und steure uns über die kleinen, kurvigen Straßen in den Norden des Landes. Nach einer Stunde erreichen wir die Gabelung am Stausee nach Shatili. Das Festungsdorf gehört zum Unesco Weltkulturerbe, wir freuen uns aber auch auf die abenteuerliche Fahrt dahin, mitten durch die Berge. Die asphaltierte Straße ist teils sehr eng und kurvig, aber gar kein Problem zu fahren. Ja, es geht schon öfters steil bergab, aber wir fragen uns, ob es irgendwann schwierig werden wird? Erst nach langer Zeit, erreichen wir die Stelle, an der das Offroad-Abenteuer beginnt. Mein Offroad-Abenteuer. Naja, also Allrad brauchen wir dafür eigentlich nicht, es ist eine sehr gemütliche Schotterstraße. Mit jeder Kurve, die wir uns nach oben schrauben, wird die Aussicht schöner. Am Wegesrand kaufen wir Honig ein, überall stehen Bienenkästen und die dazugehörigen Blumen lassen auch nicht lange auf sich warten. Es blüht in Pink, Violett, Gelb und Weiß. 

Vor dem Erreichen der Passhöhe, sehen wir eine Gruppe mit Reisebus vor uns in einer kleinen Parkbucht stehen. „Haben die eine Panne?“, fragt Franzi laut, das gleiche denke ich mir auch gerade. 

Als wir näher kommen winken sie uns zu, bedeuten uns langsamer zu werden. Wir halten an, in der Erwartung, dass wir irgendwie helfen sollen. Stattdessen reichen Sie uns Weingläser und Brot hin. Wir sollen Pause mit ihnen machen und werden zur Brotzeit eingeladen. Da sagen wir nicht nein, das klingt nach dem nächsten tollen Erlebnis. Ich parke das Auto, geselle mich zu den georgischen Männern und bekomme sofort ein kleines Trinkglas mit Wein in die Hand gedrückt. O Gott, denke ich mir, ich muss doch noch Auto fahren. Dann bekomme ich Teile vom Spanferkel gereicht, alle lachen und sind gut drauf. Die Verständigung ist schwierig, keiner spricht Englisch. Doch ich meine zu verstehen, dass die zehn Männer hier einen Wochenendausflug unternehmen, Party in den Bergen quasi.

Dann werde ich zum ersten Trinkspiel eingeladen, bzw. Freundschaftstrunk. Der Georgier deutet mit einer Geste an: Wir danken offensichtlich den Bergen. Dann nehmen der Georgier und ich das Weinglas in die jeweils rechte Hand und ich ahne was kommt. Wir verschränken unsere rechten Arme, trinken und eigentlich will ich das Glas nicht exen, aber am Ende tu ich es doch. Es folgen ein Bussi auf die rechte, auf die linke Wange, dann sieht er mich zwinkernd an, prüfend, ob er sich das trauen darf und ich gebe ihm kurzerhand ein Bussi auf den Mund. Alle lachen und sind anscheinend zufrieden. Weil er so hübsch war, fiel mir das auch nicht schwer ehrlich gesagt. 

Nach einer halben Stunde und mit schwindeligen Kopf, geht es dann weiter. Nun lasse ich Franzi fahren und hoffe, dass er es besser kann, als ich. Angetrunken in den Bergen bei den mittlerweile steilen Abhängen zu fahren, erscheint mir als sehr sehr dumm. Angst habe ich jedenfalls keine mehr, als Franzi losfährt, ich muss die ganze Zeit nur noch lachen. 

Auf 2650 Meter erreichen wir die Passhöhe, wo auch ein anderes Auto hält. „Ich mache schnell ein Foto“, sage ich, springe raus und renne die kleine Anhöhe hoch. Dort stehen zwei junge Frauen und ein Mann, die mich auf georgisch begrüßen. Als sie merken, dass ich in englisch antworte, wechseln sie auch ins Englische, fragen, wo ich herkomme.

„Was, von so weit her?“

Ich bekunde, wie sehr ich Georgien liebe und sie lächeln mich freundlich an. Auch hier wird mir etwas zu trinken angeboten, das ist so der Brauch, sagen sie. Mal wieder sage ich nicht nein und schütte den Vodka in mich rein. Ein letztes Mal lasse ich den Blick über die hohen, grasbewachsenen Berge gleiten, dann bedanke ich mich erneut und kehre zurück zu Franzi, der im Auto auf mich wartet. 

Nun gelangen wir in ein anderes Tal, nicht weniger imposant, der Schotterweg führt uns über viele weitere Kurven bis nach Shatili. Das alte Festungsdorf liegt auf 1500 Höhenmetern. Es ist kühl und angenehm und der erste Blick auf die viereckigen Wehrtürme, raubt mir den Atem, auch wenn gerade der Schatten über die Festung heraufgezogen ist. 

Es ist nun fast 18 Uhr und wir haben keine Bleibe. Eigentlich finden wir immer irgendwo eine Übernachtung, doch dieses Mal sieht es schlecht aus. Selbst in der Touristeninformation wissen sie nicht weiter, anscheinend ist alles Wochen vorher ausgebucht. O Mann, und jetzt? Es folgt das, was wir schon kennen, Handys werden gezückt, Freunde kontaktiert, die wieder irgendwen anrufen … nach einer Weile bekommen wir den Tipp, wo doch noch ein Zimmerchen frei sein könnte. Auch dort ist dann erst mal nichts frei, doch dann haben wir bei der Nachbarin Erfolg, die gerade aus dem Fenster guckt. Es ist eine totale Absteige, aber wir sind so froh, das Reise-Universum hat uns mal wieder geholfen. 

Diesen Abend verbringen wir recht ruhig bei einem Glas Wein in Old Shatili. Es ist ein Cafe am obersten Punkt der Festung. Beim Essen genießen wir den Blick über die Dächer der Festungsanlage und die Berge im Hintergrund. Viele junge Leute chillen in Hängematten und in den Holzpaletten-Sofas, dazu Musik, zB. Tayler Swift oder Eminem. Die Sonne geht langsam unter, wir merken, wie wir immer müder werden. Beim Heimweg werden wir noch Zeuge von einem Hund, der sich mit einem Stier anlegt, laut bellt und ihn herumhetzt. Zuhause angekommen falle ich geschafft ins Bett. 

Tag 6

Shatili und Umgebung

Sonntag, 18. August.2024

Mein Schwiegerpapa wird heute 90, doch anrufen können wir ihn nicht, der Strom ist ausgefallen und auch vorher gab es schon kein Internet. Kein Handyempfang, kein WLAN, kein irgendwas. Franzi versucht es über das Cafe in der Nähe, während ich an meinem Blog weiterschreibe. 

Wir brechen auf in die Berge, also inmitten eines tiefen Tales befinden wir uns schon, doch wir wollen noch weiter in die Wildnis hinein. Vorher schauen wir uns die Festung von Shatili genauer an, laufen durch die engen und verfallenen Gassen, genießen die Aussicht und weichen Brennnesseln aus. 

Die Bergstraße führt weiter in den Norden, ganz dicht an die Grenze zu Russland/Tschetschenien. Wir machen einen Halt in Anatori, dort stehen mehrere kleine Schieferhäuschen, es sind Gruften in luftigen Höhen, steil geht es hinab, man hört den Bach laut plätschern. In den Gruften liegen die Gebeine der Pesttoten, die sich hier freiwillig isoliert haben, um nicht das ganze Dorf anzustecken. Geholfen hat das laut meinem Reiseführer anscheinend überhaupt nicht. Damals sind alle gestorben. Jetzt kann man in diese Gruften hineinsehen, kein schöner Anblick, sehr gruselig sogar. 

Nächster Halt: Mutso

Nächster Halt: Mutso. Eine weitere Bergfestung in schwindelnden Höhen. Wir quälen uns bei 29° C hinauf, die Aussicht ist es definitiv wert. Unten im Bach kann man sich anschließend abkühlen.

Guesthouse in Ardoti

Die Straßen werden schlechter. Jetzt ist unser Allrad-Auto mal wieder schwer im Einsatz, die Schotterpiste verengt sich, wir steuern über oft schroffe Felssteine mitten im Weg, es holpert ganz schön. Wir verlassen die Talsenke und den Gebirgsfluss, es geht hoch hinauf. Der äußerst enge Pfad schlängelt sich in genauso engen Kurven nach oben, neben uns geht so richtig steil hinab. Das Abenteuer lohnt sich, oben wartet ein Guesthouse der besonderen Art auf uns. Auf 2050 Meter liegt es mitten in den Bergen, mit Blick auf die Gletscher Berge, die wohl schon in Tschetschenien liegen, oder die Grenze bilden.

Mari beim Schreiben

Nachtrag: Drohnenfotos!

Tag 7

Fahrt von Shatili nach Gudauri.

Montag, 19. August.2024

Passhöhe auf 2650 Höhenmetern
Passhöhe auf 2650 Höhenmetern

Ankunft in Gudauri

Die Freude ist groß, als wir nach langer Fahrt in Gudauri ankommen. Gela, der Besitzer der Unterkunft, wo wir auch 2018 schon waren, empfängt uns wie alte Freunde. 

Kätzchen in unserer Unterkunft

Es fühlt sich so gut an, wieder hier zu sein, gleichzeitig denken Franzi und ich an die Zeit mit der tollen Gleitschirmflieger-Truppe, wie viel Spaß, wir als Gemeinschaft hatten. Zu zweit ist alles ganz anders und kein Moment, wie schön er auch sein mag, lässt sich wiederholen.

Paragliding-Unfall mit 8 Toten

Gela versorgt uns nicht nur mit georgischen Köstlichkeiten und einer Unterkunft, die an eine Almhütte in Tirol erinnert, er mobilisiert auch seine Kontakte in die Gleitschirmflieger-Szene, um für uns zu erfahren, wie wir am besten in die Luft kommen. Dabei erzählt er uns eine sehr traurige Geschichte von einem tragischen Unfall vor ein paar Jahren. Die Tandempiloten waren damals nicht gut ausgebildet und ein Pilotenfehler führte anscheinend zu einem Absturz in eine Steilwand. Der Passagier starb direkt an der Unfallstelle, der Pilot sollte von einem Hubschrauber gerettet werden. Wir erfahren, dass der von Tblissi herbeigerufene Helikopter ebenfalls Probleme bekam (schwierige Wetterverhältnisse) und ebenfalls in der Felswand abgestürzt ist, mit allen Rettungskräften darin, keiner hat überlebt. Wir sind fassungslos, als wir diese Geschichte hören. Daraufhin herrschte erst mal komplettes Flugverbot für alle Paraglider, danach folgten Schulungen, Regularien, jetzt dürfen Tandempiloten wieder fliegen, aber nur unter strengen Auflagen. Uns Solo-Piloten trifft das nicht, wir dürfen überall fliegen und landen. 

Denkmal am Unfallort

Tag 8

Fliegen in Gudauri - not easy anymore?

Dienstag, 20. August.2024

2018 waren wir wie gesagt zum ersten Mal in Georgien und in Gudauri zum Fliegen. Das riesige Fluggebiet mit vielen möglichen Start- und Landeplätzen, alle in großer Höhe, hat uns damals sehr beeindruckt. Hier zu fliegen, war nicht nur etwas Besonderes, sondern erstaunlich einfach, trotz der einschüchternden Berge rings herum. Hier fliegt es sich sehr sanft, über grasbewachsenen Hügeln, auf denen Schafe, Ziegen und Kühe weiden. 

Doch die Zeit ist auch in Guduari nicht stehengeblieben. Der populäre Skiort wächst und wächst. Überall entdecken wir neue Gebäude, teils fertiggestellt, teils noch als Rohbau. Schon damals waren die größte Gefahr die Stromkabel, die überall kreuz und quer gespannt sind. Jetzt hat das noch zugenommen, auch am ehemaligen Landeplatz. Erst auf den zweiten Blick sehen wir, dass man zum Glück weiter hinten gut auf der Wiese landen kann. Der Bereich davor ist ein Wirrwarr aus gefährlichen Drähten und Leitungen. Von den einheimischen Tandempiloten lassen wir uns ihren offiziellen Landeplatz zeigen: Der liegt zwischen der Gondeltalstation (die jetzt auch im Sommer in Betrieb ist) und den Hotels, mitten auf dem Parkplatz, wo man erstens im Lee landet, zweitens ständig Autos fahren, die einen beim Landen nicht sehen oder erwarten und drittens, es total eng ist. Mir kommt das äußerst gefährlich vor und im Stillen denke ich, das ist ja nur eine Frage der Zeit, bis wieder ein Unfall passiert.

Auch der Blick nach oben zum Berg zeigt, dass nun alles mit Skiliften zugepflastert ist. Wo kein Lift steht, entdecken wir Schneekanonen und diverses Zeug, was man so für ein Wintersportgebiet braucht. Auch am ehemaligen Startplatz, steht jetzt eine weitere Bergstation eines Sessellifts.

Bedröppelt fahren Franzi und ich zu einem anderen Startplatz in der Nähe, der uns für den Moment und für den Einstieg besser geeignet erscheint. Auf der Fahrt durch die Ortschaft wird uns klar: Gudauri, war noch nie besonders hübsch, doch jetzt wirkt es wirklich hässlich, mit all den Bauten. Ähnlich wie österreichische Skigebiete, die im Sommer irgendwie falsch wirken, in der sonst so schönen Natur. Dazu kommt der Transitverkehr, dies ist die Hauptverbindungsstraße von Russland nach Georgien, Aserbaidschan, Armenien usw. und andersherum. LKWs bahnen sich in Kolonnen und gefährlichen Überholmanövern ihren Weg durch den Skiort, durch Tunneln und über kurvenreichen Straßen.  

Endlich: Franzi darf als erster in die Luft!

Besänftigt sind wir erst, als wir am Grashügel stehen, wo wir auch früher schon schöne Flüge gemacht haben. Der Wind steht ganz schwach an, uns ist beiden klar, das wird ein sanfter Abgleiter werden, aber genau das passt im Moment, denn aufregend war bisher alles zu genüge. 

Ausflug Kazbegi und Dreifaltigkeitskirche

Ich hole Franzi vom Tal (aus der Schlucht) ab und überlebe zum Glück die Fahrt dahin. Hier überholen Russen, Georgier, Armenier und wo sie überall herkommen, wie die Verrückten. Mehrmals muss ich auf 0 km/h abbremsen oder in den Schotter neben der Straße ausweichen, um nicht vom Gegenverkehr mitgenommen zu werden. Dabei überholen nicht nur Autofahrer, wie die Bekloppten, auch die LKW-Fahrer sind nicht die geduldigsten Menschen hier. 

Eigentlich möchte ich jetzt auch gern fliegen, aber der Wind ist nicht ganz optimal. Wir starten also eine Tour ganz in die Nähe der russischen Grenze. Das ist unser zweiter Besuch beim Kazbegi und der Dreifaltigkeitskirche. Die Aussicht ist einfach der Hammer. Leider können wir unsere Drohne nicht steigen lassen, denn es ist zu windig. 

Hier ist was los!
Blick auf den Kazbegi

Denkmal und Esel auf der Rückfahrt

Auf der Rückfahrt erhaschten wir noch einen Blick auf das Denkmal der Georgisch-Russischen Freundschaft.

Ein Bild zeigt die Shoppingmöglichkeiten am Straßenrand, z.B. lustige Mützen aus Schafsfell.

Und ich durfte mit Eseln kuscheln! Das sind neben Katzen meine absoluten Lieblingstiere!

Tag 9

Ramona fliegt

Mittwoch, 21. August.2024

Nun bin ich an der Reihe, bzw. wir beide dürfen heute fliegen. Nachdem wir unseren Landeplatz genau angesehen haben, fahren wir mit der Gondel nach oben und laufen zum neuen Startplatz für die Tandempiloten. Der sieht echt okay aus, auch wenn uns die vielen Gondeln um uns herum etwas beunruhigen. Beim Start läuft alles tip-top und ich bin wieder in der Luft. So ein schönes Gefühl, meine Nervosität verfliegt im nächsten Moment, da ist nur noch das Gefühl von Freiheit und die georgische Luft, die mich sanft von Hügel zu Hügel trägt. 

Kann ich Gudauri empfehlen?

Ja. Auch wenn es störende Faktoren gibt, würde ich immer wieder gerne hierherkommen. Es ist nach wie vor ein wunderschönes Fluggebiet, man muss vorher allerdings genau auskundschaften, wo es sichere Start- und Landemöglichkeiten gibt. Die einheimischen Piloten sind sehr hilfsbereit, allerdings sollte man selbst überlegen, ob man wirklich dort landen möchte, wo diese es als gut empfinden und ggf. eigene Alternativen überlegen. Der Kazbegi und die Dreifaltigkeitskirche sind eine tolle Attraktionen in der Nähe und absolut sehenswert. Es gibt noch ein wunderschönes Tal, das man ebenfalls besichtigen kann, vielleicht besuchen wir es die Tage nochmal. 

Tag 10

Ein gemütlicher Tag in Gudauri, Fliegen und Tierbegegnungen

Donnerstag, 22. August.2024 

Seit Beginn unserer Reise war immer viel geboten, heute lassen wir es ruhiger angehen. Am Vormittag fahren wir mit der Gondel zum Gipfel und genießen einen sehr ruhigen und gemütlichen Flug. 

Am Landeplatz – als ich meine Ausrüstung zusammenpacke – kommen ein paar neugierige Kühe vorbei und lassen sich sogar von mir streicheln. Ich liebe Tiere, Kühe mag ich sehr, Esel gehören zu meinen Lieblingstieren und Katzen sowieso. Dieser Tag ist voller Tierbegegnungen. Später am Tag treffe meine Esel wieder, füttere sie mit Karotten, dann werden auch ein paar Kühe auf mich aufmerksam und eine lässt sich ebenfalls füttern und streicheln. 

Dann kommen sogar drei junge Stiere, wie ich auf den zweiten Blick feststelle. Einer von ihnen marschiert schnurstracks auf mich zu, da bekomme ich doch ein bisschen Schiss. Ich ziehe mich rückwärts zurück, ganz langsam, aber er lässt nicht nach, kommt zielgenau in meine Richtung. Na gut, denke ich und bleibe stehen, halte ihm ein Stück Karotte hin und er nimmt sie ganz sanft und lässt sich sogar an der Stirn streicheln. Leider gibt es davon kein Foto.

Tag 11

Fahrt nach Tbilissi

Freitag, 23. August.2024

Unsere Zeit in Gudauri neigt sich dem Ende. Heute fahren wir zurück in die Hauptstadt Tbilissi, um unser Auto „umzutauschen“. Mittlerweile ist auch noch die Klimaanlage verreckt und so wollen wir in der Hitze nicht weiterfahren. 

Zuerst bekommen wir ein letztes, leckeres Frühstück in unserer liebevollen Unterkunft. Vor allem die Menschen hier, die uns wie alte Freunde behandeln, machen diesen Ort so wundervoll. Ich habe mich wie zu Hause gefühlt und bin mir sicher, wir werden in den nächsten Jahren wieder einen Stopp in Gudauri einlegen. 

Die Straße nach Tbilissi ist gefährlich und scheußlich. Viele Trucks, verrückte Überholaktionen, eine Affenhitze, weil ja die Klimaanlage nicht funktioniert. 

In den Bildern oben siehst du Franzi und mich am großen Stausee im Norden von Tbilissi. Die anderen Bilder zeigen die Brücke und den Tunnel zum Kazbegi, um in Zukunft Gudauri vom Transitverkehr zu entlasten (Umgehungsstraße). Eine gute Entscheidung, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob sich Gudauri positiv entwickeln wird, oder nicht. All die geplanten Projekte (Weitere Gondeln, Parkplätze, Shops, Restaurants, noch mehr Hotels…), machten uns eher Sorgen, was das mit dem schönen Fluggebiet anstellen wird. 

Mari schreibt . . .

Jetzt sind wir im Hotel in Tbilissi, genißen die Klimaanlage, draußen hat es 38° Celsius, und warten auf die Autovermieter wegen unseres kaputten Jeeps. 

Später gehts dann noch in die Stadt! 

Bis bald!

In Tbilissi unterwegs

Kühler geworden ist es nicht, als wir die ersten Schritte vor das Hotel setzen und durch die Straßen laufen. Wir sehnen uns zurück in die Berge. Die Hauptstadt Georgiens ist wunderschön (wir kennen sie ja bereits), aber bei dieser Hitze, kaum erträglich. 

Unser erster Halt, ist in einem kleinen Viertel um die Leo Kiacheli Street, das war ein Tipp von einer Kollegin, doch zum Shoppen ist es mir viel zu heiß. Wir setzen uns den Außenbereich einer kleinen Bar und trinken ein Bier. 

Anschließend geht es in ein tolles Steakrestaurant (Steakhous#1).

Nur die Taxifahrt hierher ist ein Ärgernis, wir zahlen um die 55 Lari für eine wirklich kurze Strecke und fühlen uns über den Tisch gezogen.

Die georgische Küche mögen wir sehr gern, aber weil die Lebensmittelpreise überall so angezogen haben, bekommt man nicht mehr so viel Fleisch in den Pensionen, wo man meistens auch zum Abendessen bleibt. Wir haben so eine Lust auf Steak und es schmeckt wirklich himmlisch. 

Beim Schwarzfahren erwischt

Nach dem Fleischgenuss und einem tollen Espresso mit Chacha (Schnaps, ähnlich wie Grappa), wollen wir zurück in das Viertel, wo wir vorher schon waren und uns ein Irish Pub empfohlen wurde. Die Fahrt mit dem Taxi wollen wir dieses Mal vermeiden, also schlägt Franzi vor: „Lass uns mit dem Bus fahren.“

Ich bin nicht begeistert, weil ich aus Erfahrung weiß, dass es meist ewig dauert, bis man kapiert hat, wie das mit ausländischen Bussen funktioniert, doch Franzi ist der Meinung, das alles ist bestimmt ganz einfach, man muss sicher beim Fahrer bezahlen. 

Aber nein, das klappt so nicht und ein junger Georgier, den wir fragen rät uns, es ihm nachzutun, einfach ohne Ticket einzusteigen, denn kontrolliert würde sowieso sehr selten. Ehe ich es mir versehe, steh ich schon drin im Bus und die ganze Fahrt über bin ich nervös, versuche die App herunterzuladen, mit der man sich die Fahrkarte kaufen kann. Leider kann ich nichts lesen, denn die App zeigt alles ausschließlich in georgischen Schriftzeichen. Ich beobachte die anderen Fahrgäste, wenn die nicht mit dem Handy zahlen, dann mit einer Art blauen Karte.

„Die hätten wir gebraucht“, sage ich zu Franzi. 

„Wird schon gut gehen“, meint er. 

Beim Aussteigen atme ich auf. Wieder mal habe ich mir unnötigerweise einen Kopf gemacht. Ich will schon weiterlaufen, aber dann: „Your Tickets please!?“

Ich drehe mich um und da stehen zwei Kontrolleure in blauen Uniformen vor mir.  Wie peinlich ist das denn? Ich versuche mich irgendwie herauszureden, oder per Karte zu zahlen, doch das alles funktioniert im Nachhinein natürlich nicht mehr, Ich lasse die Schultern sinken. Was wird nun passieren?

Die Schaffner realisieren langsam, dass wir Touristen sind. „Where do you come from?“, fragt die Frau.

Als wir sagen, dass wir Deutsche sind, lachen sie uns fröhlich an und winken ab. „Oh! How nice!“ Sie deuten uns an, dass wir weiterlaufen sollen und lassen uns gehen, ohne Strafe zu zahlen. 

Mir ist es immer noch saupeinlich, als wir weiter ins Irish Pub mit Live-Musik laufen.

Tag 12

Fahrt nach Kutaissi

Samstag, 24.August.2024

Wir stehen spät auf, schaffen heute nur Kutaissi als Etappenziel nach Swanetien. Die Bergregion liegt im Nordwesten des Landes.

Heute wird es nicht sehr ereignisreich, wir besuchen nur Tschiatura auf dem Weg. Das Minendorf (Manganerz) ist für die vielen Seilbahnen bekannt. 

So spektakulär, wie im Reiseführer beschrieben, haben wir das mit den Seilbahnen leider nicht mitbekommen, aber die Gebäude fand ich irgendwie schon beeindruckend, auf ihre Art und Weise. So stelle ich mir die Sowjetzeit vor. 

Unser neuer Jeep!

Ja, genau! Da war ja noch was: Unser neues Reisegefährt! Viel geändert hat sich ja nicht, außer, dass unser neuer Jeep jetzt Schwarz ist, nochmal zusätzlich 100.000 Kilometer auf dem Tacho und Ledersitze hat. Oh bitte, lass ihn dieses Mal länger durchhalten!

In Kutaissi

Müde sind wir, als wir in Kutaissi ankommen. Heute gehen wir früh ins Bett. Hier seht ihr den Blick aus unserem Hotelzimmer im fünften Stock. 

Tag 13

Fahrt Nach Mestia (Swanetien)

Sonntag, 25.August. 2024

Mal wieder ein Tag mit vielen Kilometern und Fahrtstunden. Es geht in den Norden, aus der schwülen Ebene heraus und hinein in die Bergwelt. 

Hier ein paar Eindrücke unserer Fahrt, sowie der Ankunft in Mestia mit den vielen Türmchen. Eigentlich sieht hier alles wie in den Alpen aus. 

Enguri Staudamm

Gasleitungen

Und immer und überall: Die Gasleitungen der Geogier. Hier mit Blick auf den großen Kaukasus

Hallo in Mestia

Überall Kühe in Georgien, sogar auf Autobahnen und Brücken, natürlich auch in den Bergen

In unserer Unterkunft

Tag 14

Regentag in Mestia

Montag, 26.August.2024

Mestia ist das Bergdorf mit den vielen Türmchen  und Touristen-Hotspot in Oberswanetien. Der viele Regen durchkreuzt unsere heutigen Pläne, vor allem die Idee, hier Gleitschirmfliegen zu gehen. Denn möglich müsste es sein, da sind wir uns sicher. Sogar eine Seilbahn gibt es und zwei Spots für mögliche Startplätze haben wir schon entdeckt, nur das Wetter spielt nicht mit und andere Flieger, die wir um Rat fragen könnten, haben wir bisher keine gefunden. Paragliding steckt in Georgien sowieso in den Kinderschuhen.

Abenteuer Wehrturm

Eine gute Phase mit Sonne nutzen wir für den Besuch eines antiken Wehrturms. Von denen gibt es wie gesagt einige, doch gut erhalten und offen für Besichtigungen sind die wenigsten. 2018 wollten wir unbedingt einen Turm betreten und haben es nirgends geschafft.

Zu den Türmchen gibt es übrigens einen separaten Blogartikel von mir – falls es dich interessiert: Rapunzel, lass dein georgisches Haar herunter

Heute ist es soweit, wir zahlen 3 Lari Eintrittsgeld und kraxeln über die ersten schiefen Leitern zum Turmeingang. Noch ahne ich nichts böses.

Der Weg zum Turm mit der georgischen Flagge
Khergiani Tower - da wollen wir hoch!
schief und furchteinflößend - so gelangen wir in die nächste Etage

Rasch wird mir bewusst, dass ich mich nicht auf einen normalen Sonntag-Nachmittags-Ausflug eingelassen habe, sondern auf ein waschechtes Abenteuer. Um von einer Ebene im Turm zur nächsten zu gelangen, müssen wir an quietschenden und dünnen Holzleitern hinaufklettern. Oft reichen sie nicht ganz durch die Öffnung und wir ziehen uns an der Mauer das letzte Stück hoch, bis zur nächsten Etage. Mit jedem Stockwerk steigt der Schwierigkeitsgrad und ich schwitze. Der Staub klebt überall, an meinen Händen, Knien, am Po und bestimmt auch schon im Gesicht. Anfangs noch fröhlich filmend, stecke ich jetzt alles Unnötige in die Tasche, damit ich die Hände 100% frei habe, das hier ist keine Kindergeburtstags-Kraxeleinlage mehr, auch nicht für Franzi, der trotzdem viel mutiger den nächsten Tritt setzt, als ich. 

Dann wird es mir echt zu krass. „Ich schaffe das nicht.“ Doch im zweiten Anlauf fasse ich doch wieder Mut. Schließlich will ich auf dem Dach des Turms sitzen und nicht als Angsthase umkehren. Ich kenne mich und das würde mir den Tag voll versauen.

Endlich am Dach angekommen, kann ich gar nicht durchatmen. Ich rutsche am Po über das winzige Holzdach und hoffe, mir keinen Schiefer in den Allerwertesten einzureißen oder gar irgendwo einzubrechen. Über den Rand schauen kommt gar nicht infrage. Warum versetzt mich das so in Panik? Ich bin doch Gleitschirmfliegerin und habe keine Höhenangst, aber das hier – von morschen Holzschindeln in schwindligen Höhen gehalten – ist mir zu viel. Franzi läuft dagegen auf zwei Beinen hin- und her, mir bleibt fast das Herz stehen, der Angstschweiß tropft mir von der Nase, ich will hier nur noch runter. 

Ausblick vom Dach des Turms
Von Erleichterung keine Spur, Aussicht genießen? Eher nicht so.

Man sagt ja immer, hoch geht leichter als runter, zum Glück bestätigt sich das gerade nicht. Die wackeligen Leitern runterzukraxeln fällt mir deutlich leichter, als hinauf. Jetzt werden die hoffentlich auch nicht mehr einbrechen und mit jeder Etage tiefer, kehrt wieder mehr Ruhe in mir ein. Im Nachhinein will ich das Erlebnis auch nicht mehr missen, das Ganze war aber schon eine nervenaufreibende Sache, das hätte ich so nicht erwartet. 

Und noch ein Turm

Weil Franzi unbedingt in das Museum ganz in der Nähe möchte, komme ich gleich zwei Mal die Gelegenheit, einen Turm zu besteigen. Dieser ist aber deutlich einfacher.

Dieses Mal deutlich entspannter!

Tag 15

Ushguli

Dienstag, 27.August.2024

Unsere Reise führt uns weiter nach Ushguli. Das Dorf liegt hoch in den Bergen auf 2200 Höhenmetern und blickt auf eine wehrhafte Geschichte zurück. Auch hier sind die vielen Türmchen das touristische Highlight, es ist noch malerischer als in Mestia und wirkt wie aus einem Märchen. Doch eigentlich zeugen die Wehrtürme von vergangenen Kriegen und Blutrache.

Rapunzel, lass dein Haar herunter?

Der Weg nach Ushguli ist problemlos zu fahren. Beim Tower of Love machen wir Halt, es ist das dritte Türmchen, das wir besuchen und mein persönlicher Liebling. Laut der Sage, lebte im Turm eine Frau, die auf ihren Ehemann wartete und hoffte, er möge wohlbehalten vom Krieg zurückkehren. Doch er kam nie zurück und die Frau wartete ihr ganzes Leben vergeblich im Turm. 

Ich glaube nicht, dass die Geschichte so stimmt, mich erinnert der Turm eher an das Märchen Rapunzel!

Ankunft in Ushguli

Viel muss ich euch gar nicht schreiben, denn ich denke, die Bilder oben, sprechen für sich. Ushguli ist ein ganz besonderer Ort, auch wenn es hier ziemlich touristisch zugeht. 

Shkhara- Gletscher

Nachdem wir unser Hotelzimmer bezogen haben, zieht es uns wieder nach draußen. Wir wollen Ushguli genauer erkunden und gelangen eher zufällig als geplant, auf eine Offroadstraße zum Shkhara- Gletscher. Das blendende Weiß sticht einem schon von Ushguli aus in die Augen, jetzt kommen wir ihm so nah, wie das mit einem Geländewagen möglich ist. 

Tag 16

Fahrt nach Kutaissi

Mittwoch, 28.August.2024

Wir nehmen den kurzen und steinigen Weg zurück nach Kutaissi.

Im Reiseführer steht, dass man die Piste nur als sehr geübter Offroadfahrer nehmen sollte und wenn man sich selbst zu helfen weiß, falls man eine Panne hat. Das schreckt uns erst einmal ab, doch als wir bei einer Familie in Ushguli nachfragen, ob die Straße wohl sehr schlecht wäre, oder ob wir diese fahren können, schauen uns die Georgier verwundert an. „Natürlich könnt ihr diese Straße fahren, die ist überhaupt kein Problem.“ Seit der Veröffentlichung des Reiseführers hat sich wohl einiges getan.

Der Pass ist wunderschön und sogar zu großen Teilen asphaltiert. Wir kommen ohne Herzklopfen in Lentechi an und haben uns den riesigen Umweg über Mestia und den Nordwesten Georgiens gespart. 

Tag 17

Kutaissi, Prometheus Höhle, Okatse Wasserfall

Donnerstag, 29.August.2024

Unser Tag beginnt gut ausgeschlafen auf dem Markt von Kutaissi. In mehreren riesigen Hallen tobt hier das Leben. Allerlei Lebensmittel, aber auch Haushaltswaren werden hier angeboten, wir schlendern in geschäftiger Geräuschkulisse zwischen Hühnerbeinen und Gemüse. Ich mag Märkte, finde sie total interessant, auch wenn man kaum in Ruhe durch die Gänge laufen kann – zumindest nicht als Tourist. Wir machen Fotos, filmen und natürlich versuchen die Tüchtigen links und rechts nach uns zu angeln. Manchmal bleibe ich auch stehen und kaufe Leckereien ein. Zum Beispiel die „Würstchen“ – sie heißen Churchkhela und sind mit unterschiedlichen Nusssorten gefüllt. Die bunte „Haut“ ist zäh und gummiartig und besteht laut Erklärungen der Verkäufer auf dem Markt aus verschiedenen Fruchtsäften, z.B. Kiwi, Trauben, Granatapfel. Ein leckeres Mitbringsel!

In der Markthalle finden wir auch unser „Frühstück“ – eine Rindersuppe mit Gemüse, total lecker. Franzi ist nicht so begeistert wie ich, denn er mag Estragon eher weniger. Ich dagegen liebe es, auch mal andere Geschmäcker auszuprobieren. 

Auf dem Weg zum Auto treffen wir wie immer und überall in Georgien ein paar süße Hunde. Ich soll doch keinen adoptieren … O Mann!

Prometheus Höhle

Die Umgebung von Kutaissi ist touristisch ziemlich überlaufen. Jede Attraktion wird zum Mega-Sighseeing aufgebauscht. Das wird uns spätestens am Eingang zur Prometheus-Höhle klar, denn mit uns betreten bestimmt noch 100 weitere Menschen die erdigen und feuchten Gänge. Franzi und ich lassen uns etwas zurückfallen, auf die quietschende Lautsprecherstimme der Reiseführerin sind wir ohnehin nicht scharf. 

Es ist stickig, die Tropfsteine ganz nett anzusehen, die von den Besuchern von allen Richtungen begrabscht und fotografiert werden. Blitzlichter von Kameras erleuchten die Felswände. Ja, es sind schöne Motive, aber das ist nicht die tollste Höhle in der ich je war. Der Rummel nervt mich zunehmend, dem wir auch weiter hinten in der langen Schlange, nicht vollständig aus dem Weg gehen können. Was wir allerdings sehr imposant finden: Die Größe der Höhle – das ist schon gewaltig.

Okatse Wasserfall

Für uns geht es auf kurvigen Straßen weiter in den Norden. Vorbei am Eingang des Okatse Canyon, das ist eine Schlucht, die wie die Höhle imposant sein soll und es bestimmt auch ist, wo man auf Stegen in luftigen Höhen eine tolle Aussicht genießen könnte. Doch wir halten gar nicht erst an. Vor dem riesigen Eingangsgebäude, wo bestimmt wieder kräftig abkassiert wird, stauen sich die Autos, die alle einen Parkplatz suchen. Franzi hat vorab die (kritischen) Rezensionen gelesen und ist ebenso wenig begeistert wie ich, hier anzuhalten. Der Anblick bestätigt unsere Befürchtungen: Wenn Massentourismus alles kaputt macht. Schade ist das schon, aber auf diese Massenaufläufe haben wir wenig Lust. Georgien ist so ein schönes Land, diese eine Schlucht nicht gesehen zu haben, wird unserer Reise keinen Abbruch tun. 

Beim Okatse Wasserfall geht es beschaulicher zu. Die äußerst steile und enge Straße dorthin, ist mit kantigen und nicht gerade kleinen Steinen übersät, sodass ich mir kurz Sorgen um die Reifen mache. Aber alles kein Problem. Der Jeep bringt uns höher und höher und ein paar Mal erhasche ich erste Blicke, auf zwei schmale Wassersäulen vor hohen Felswänden. Das sieht schon toll aus und ich freue mich riesig, die Wasserfälle gleich im ganzen Porträt sehen zu dürfen.

„Viel Wasser, hat der ja gerade nicht“, kommentiert Franzi. 

Wir parken, laufen die Stufen hinunter, rechnen jeden Moment damit, dass wir gleich Eintritt zahlen müssen – klar! Aber was dann auftaucht, damit hätte ich dann doch nicht gerechnet. 

Sieht doch wie eine Skilift-Talstation aus, oder?

Bauen die so ein riesiges und hässliches Teil vor den Wasserfall!

Wir treten näher, begutachten den Zahlungsautomat, dann haut es uns fast rückwärts um. Die wollen uns allen ernstes 20 GEL p.P. für den Anblick dieses Naturschauspiels abknöpfen (Das ist übrigens der Touristenpreis). Das finden wir ziemlich viel, gemessen an all den anderen Preisen, die man hier so zum Leben zahlt. Bei der Höhle zuvor (25 GEL p.P.), mit Tourguide … da sehe ich das ja ein, aber hier? 

Franzi und ich schauen uns an und haben den gleichen Gedanken. 

Diesen Eintritt sparen wir uns. 

Hier geht es mir nicht nur um das Geld, es geht mir ums Prinzip. Ich bin gerne bereit zu zahlen, den einheimischen Tourismus zu unterstützen, sofern ich den Preis als angemessen empfinde. Hier habe ich den Eindruck, dass ich als Tourist ausgenutzt werde und ein teures, hässliches Gebäude finanzieren darf, das es echt nicht gebraucht hätte. Klar kann ich 7€ Eintritt für einen Wasserfall zahlen, den die Natur hervorgebracht hat, der Betrag klingt für uns Europäer lächerlich, aber nicht für einen Georgier. 

Alternativprogramm

Ich liebe Wasserfälle, aber mein Bauch sagt mir, dass ich den höchsten Wasserfalls von Georgien (angebliche Gesamthöhe: 120 Meter) gar nicht unbedingt sehen muss. Fühlt sich falsch an.

Wenn die Einheimischen auf den Azoren für jeden Wasserfall Eintritt nehmen würden, wäre die EU ein gutes Stück reicher (*zwinker*).

Franzi entdeckt an einer Stelle weiter hinten, einen weiteren Flusslauf, der einfach nur wunderschön ist. Auch wenn ich keine Badesachen dabei habe, muss ich einfach reinspringen. Bei über 30 Grad ist das mehr als angenehm. 

Einfach wunderschön! Es gibt keinen Ort, an dem ich gerade lieber wäre! Dieses Naturparadies, nur wenige Meter vom offiziellen Naturdenkmal entfernt, ist völlig kostenlos, das Wasser glasklar und wir sind fast alleine. 

Ein Abend in Kutaissi

In Georgien haben wir schon unterschiedlich lecker gegessen. Georgische Hausmannskost ist toll, vor allem in den ländlichen Gebieten, wenn in den Pensionen gekocht wird, wo man auch untergebracht ist. Dann schmeckt das Essen meist köstlich. Man kann aber gerade in größeren Ortschaften auch in weniger gute Restaurants geraten, auch das ist uns schon passiert. 

Heute aber zum Glück nicht!

Denn wir erleben einen wunderbaren Abend und lernen eine Künstlerin am Piano kennen, ich darf sogar ein Lied mit ihr trällern. So schön! Und das bisher leckerste Essen in Georgien, das wir bisher hatten! (Sorry, gibt keine Bilder, war zu lecker, um ans fotografieren zu denken – haha).

Tag 18

Poti - Kolkhetis National Park

Freitag, 30.August.2024

Uns bleiben noch ein paar Reisetage übrig und beschließen den nördlichen Teil der Schwarzmeerküste zu erkunden. In Batumi waren wir schon 2018, mir hat es dort gut gefallen, einfach weil ich die Stadt und die Region interessant fand, Franzi dagegen weniger und ein zweiter Besuch steht für ihn nicht auf der Wunschliste. Also blättern wir im Reiseführer und kommen auf den Kolkhetis Nationalpark, der klingt – als subtropisches Sumpfgebiet, wo die unterschiedlichsten Tiere, vor allem Vögel leben sollen – echt interessant.

Noch am Tag der Anreise startet einen Tour mit dem Boot. Zuvor habe ich mit der Touristen-Information geschrieben und gehofft, dass es auch längere und verschiedene Ausflüge gibt, doch bei unserer Ankunft wird klar, es gibt nur diese einzige Tour, sie dauert knapp 1,5 Stunden und kostet für uns beide 150 Lari.

Die Bootsfahrt startet am Paliastomi Lake, der See ist wirklich riesig und liegt ganz flach vor uns. Bis wir einsteigen können dauert es dann doch noch etwas länger und ein paar Hunde kommen vorbei, um gestreichelt zu werden. Es ist drückend schwül, tropisch-feucht, wie wir es von Batumi her kennen. Dunkle Wolken zieren schon den ganzen Tag den Himmel, aber jetzt ziehen Gewitterwolken auf und uns schwant nichts Gutes. Genau als es anfängt zu tröpfeln, dürfen wir ins Boot einsteigen und als wir losfahren, fängt es richtig an zu schütten.

Der Bootsführer legt den Gashebel um und wir fetzen über das Wasser. Damit, dass ich in einem Speedboot sitze, hatte ich nicht gerechnet. Jetzt jagen wir dahin, der Regen spritzt mir schneidend ins Gesicht. Bevor ich mir Gedanken über eine fehlende Regenjacke machen kann, stoppt der Regen plötzlich wieder und die Fahrt wird angenehmer. Nach der drückenden Schwüle, genieße ich den erfrischenden Wind in meinem Gesicht und ich bin dankbar für die Abkühlung.

Der erste Halt unserer Tour, an der gegenüberliegenden Uferseite, ist ein vielleicht zwanzig Meter hoher Aussichtsturm zum Vögel beobachten.

Kein einziges Tier lässt sich blicken. Nun, wir sind hier ja auch nicht im Zoo, vieles erinnert mich an Ecuador, da wusste man auch nie, was einem begegnen würde. Wenn ich an meine Zeit im Dschungel  denke, muss ich lächeln und atme die sehr ähnlich riechende, feuchte Luft ein. Wir steigen wieder ins Boot, nun geht es den Fluss entlang.

Das hätte ich nicht erwartet!

Was ich erwartet habe ist, dass wir nun eher gemütlich den Flusslauf entlang schippern, damit wir die Chance haben, Tiere zu sehen, z.B. Otter, Schildkröten, Kormorane …

Was aber passiert ist, dass unser Bootsführer den Gashebel genauso durchdrückt, wie eben zuvor auf dem See. Ich bereue, auf die Schwimmweste verzichtet zu haben. Mit halsbrecherischem Speed nähern wir uns der ersten Kurve und ich rechne fest damit, dass wir gleich eine Rolle mit dem kompletten Boot hinlegen. Unser Bootsführer legt sich mit dem gesamten Boot in die Kurve, das Manöver fühlt sich wie Motorradfahren an und für einen Moment denke ich „Er wird schon wissen, was er tut!“, gefolgt von „Oje, wir sind in Georgien und wenn der Typ ähnlich fährt, wie die Georgier auf den Straßen, dann sind wir am Arsch.“ Mit der einheimischen Fahrweise durften wir uns ja schon intensiv vertraut machen.

Zum Glück geht aber alles gut. Nach ein paar Kurven gewöhne ich mich an die Fahrweise, doch natürlich sehen wir auf diese Art überhaupt kein lebendes Wesen, außer einem ausgehungerten Schwarm Mücken, beim nächsten Stopp. Was wir hier zu sehen bekommen: Ein Wald. Ein mit Schlingpflanzen bewachsener Wald. Erklärungen gibt es keine, dafür Millionen von Mücken. Innerhalb von fünf Minuten werde ich fünfzehn Mal gestochen und auch die anderen drei Passagiere unseres Boots drängen darauf, endlich zurückzufahren.

Fazit des Ausflugs:

Eine Stunde Speedboot gefahren. Keine Tiere gesehen. Viele Mückenstiche. 150 Lari leichter. Kein Plan, was wir morgen unternehmen sollen.

Tag 19 bis 22

Tbilissi

Samstag, 31.August bis 3.September.2024

Wir haben direkt im Tourist Center des Nationalparks übernachtet, weil uns das so im Reiseführer vorgeschlagen wurde. Auf den Bildern und von außen sah auch alles sehr schön aus. Leider ist das „Hotel“ in Wahrheit eine nach Abfluss müffelnde Absteige, aber zu Höchstpreisen (in georgischen Maßstäben) – 40€ pro Nacht. Tja, blöd, dass wir schon für zwei Nächte vertrauensvoll vorausgebucht und gezahlt haben, das war ein Fehler.

Wir recherchieren, was wir in der Umgebung sonst so tun oder anschauen könnten. Poti ist eine Hafenstadt und vor allem für Reisende interessant, die von der Fähre kommen, oder auf eine warten. Die Bilder der Strände sehen überhaupt nicht einladend aus, in den Rezensionen steht, dass es ein riesiges Müllproblem gibt. Schon was wir bei der gestrigen Anreise gesehen haben, hat uns leider gar nicht gefallen. Ich mag das tropische Klima ja, im Gegensatz zu Franzi, leider wirkt hier alles sehr runtergekommen und schmutzig.

Zähneknirschend beschließen wir, schon heute nach Tbilissi zurückzufahren. So haben wir zwar 40€ zum Fenster rausgeschmissen, doch einen Urlaubstag herschenken, wollen wir auch nicht. In Georgien gibt es wahnsinnig schöne Ecken, aber genauso gibt es auch Regionen, in denen wir uns nicht so wohl gefühlt haben, einfach weil alles so heruntergekommen und es nichts zu tun, oder zu sehen gibt.

Ankunft in Tbilissi

Die neue Unterkunft liegt trotz der zentralen Lage im Grünen und ist super schön! Und übrigens sogar günstiger, als die zuvor beim Nationalpark.

Man kann in Georgien für sehr wenig Geld toll wohnen und man kann für sehr viel Geld, sehr schlecht wohnen.

Das geschichtsträchtige Gebäude, in dem wir ein Zimmer mit hohen Wänden beziehen dürfen, wurde früher von Adeligen bewohnt (Hotel Tekla Palace). Erleichtert lasse ich mich auf das Bett fallen – nach fünf Stunden Autofahrt bin ich auch ziemlich müde.

Franzi versucht unser Mietauto, den Jeep, einen Tag früher als geplant zurückzugeben. „Das klappt nie“, sage ich zu ihm und meine damit hauptsächlich, dass wir auf keinen Fall den Tagespreis für das Auto zurückerstattet bekommen. Doch ich irre mich mit der Annahme und wir bekommen 45$ zurückerstattet, also fast der Betrag, den wir beim Hotel davor „verloren“ haben. Lustig!

Hier in der Stadt brauchen wir kein Auto mehr. Unser Jeep hat übrigens bis zum Schluss tapfer durchgehalten und wir haben ihn auch nicht mehr zu Schrott gefahren! 🙂

Bus fahren - zweiter Versuch!

Weiter oben habe ich bei unserem ersten (unfreiwilligen) Besuch in Tiflis (weil wir unser Auto wechseln mussten), erzählt, dass wir beim Schwarzfahren erwischt worden sind.

Nun wollen wir es wieder versuchen – dieses mal aber mit Ticket! Taxi fahren ist uns zu teuer, vor allem wollen wir aber nicht schon wieder abgezockt werden. Außerdem sieht man ja vom Bus auch ganz viel Interessantes und jetzt haben wir Zeit herauszufinden, wie es funktioniert.

Long Story short:

Es geht eigentlich ganz einfach.

Beim Betreten eines Busses gibt es Sensoren, wo man nicht nur die offiziellen blauen Transportkarten hinhalten kann, damit es „Beep!“ macht. Man kann auch ganz einfach mit der VISA oder per Apple Pay bezahlen (!!!) – es ist so unglaublich einfach! Eine einfache Fahrt kostet 1,50 Lari, also 50 Cent! O Mann, hätten wir das mal vorher gewusst. Kontrolliert werden wir jedenfalls nicht mehr, jetzt wo wir nicht Schwarzfahren.

Im Steakrestaurant mit Chacha

Ein letztes Mal georgisches Rindfleisch und zum Abschluss Chacha (das ist der landestypische Schnaps). Anschließend gehen wir ins Irish Pub, wo eine Band Live-Musik spielt. Es ist ein richtig schöner Abend und wir freuen uns, die Entscheidung getroffen zu haben, einen Tag eher nach Tbilissi gekommen zu sein.

Sightseeing in Tbilissi

Unsere Tage verbringen wir ganz entspannt. Wir stehen sehr spät auf, weil wir am Abend öfters lange unterwegs sind. Dass es in Georgien tollen Wein gibt, habe ich ja schon erwähnt, aber auch das Bier kann man problemlos bestellen, wir haben noch nie ein schlechtes bekommen (georgisches Bier, oder importiertes Bier aus Deutschland, aus der Tschechei …). Tja, beides führt dazu, dass wir am Tag darauf erst spät aus dem Bett kommen. Doch nun zum Sightseeing …

Wir besuchen die Orte, die wir noch nicht kennen und die Hitze es uns erlaubt.

Von 2018 kennen wir bereits die Altstadt von Tbilissi, die Festung, einige Kirchen, das Royal Bath … Dieses Mal haben wir weitere Tipps an der Hand, die wir eigentlich alle gerne abklappern würden, doch es ist so heiß, dass wir es langsam angehen lassen. Bei unserem Kurzbesuch vor einer Woche hatte es 38 Grad, jetzt schwanken die Temperaturen zwischen 28 und 33 Grad, das ist schon besser auszuhalten, aber immer noch sehr warm. Kein Wunder, dass die meisten Einheimischen im Sommer in die Berge oder ans Meer fliehen.

Hier sind einige Fotos, von unseren Aktivitäten in Tbilissi

Abschied von Tblissi

Schweren Herzens verabschieden wir uns von Georgien. Uns hat der Urlaub sehr gut gefallen und die drei Wochen sind wie im Flug vergangen. So vieles durften wir erleben, neue Erfahrungen sammeln und genießen. Das Land hat sich verändert, doch die Mentalität und Gastfreundschaft der Menschen ist gleich geblieben. Georgien ist ein sicheres Reiseland, das mit unglaublich viel Spaß und auf ganz unterschiedliche Weise bereist werden kann.

Franzi und ich können es dir jedenfalls sehr weiterempfehlen.

Falls du Fragen hast, schreibe mir gerne in den Kommentaren!

Nationalmuseum vor dem Abflug

Bevor wir am Abend in den Flieger steigen müssen, besichtigen wir noch das Nationalmuseum in Tblissi. Besonders interessant sind die uralten Tongefäße zur Weinherstellung. Die ältest gefundene ist auf 6.000 Jahre vor Christus datiert! Wow! Georgien ist wohl wirklich die Wiege des Weins. Lecker ist er allemal!

Und dann müssen wir wirklich in den Flieger steigen.

Danke an all die lieben Georgier für eure Gastfreundschaft!

Wir kommen bestimmt bald wieder!

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1 Gedanke zu „Unser Roadtrip durch Georgien – Ein Reisetagebuch“

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